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Gracias Lempira, Honduras – Willkommen in der Bananenrepublik

Mittwoch, August 24th, 2011

Morgens ist das Wetter zuverlässig schön, und so können wir tatsächlich in die Täler und auf die Vulkane El Salvadors und bis nach Guatemala schauen. Die Abfahrt vom Berg El Pital ist gigantisch: Auf 9,4 km fährt man 1214 Höhenmeter tiefer. Das ergibt ein Gefälle von 13 % – im Durchschnitt, wohlgemerkt. Nur ein paar Kilometer nördlich auf der CA 4 befindet sich der Grenzübergang El Poy nach Honduras. In El Salvador geht alles so schnell und kostenlos, dass es und fast Leid tut, das Land zu verlassen. Selbst der Geldwechsler bietet einen hervorragenden Umtauschkurs US$ zu Lempira an, handeln ist da natürlich nicht mehr drin.

Haben uns die Salvadorianer mit ihrer Effizienz und Professionalität im ganzen Land höchst erstaunt, erfüllt Honduras fast alle unsere Erwartungen in Bezug auf einen zentralamerikanischen Grenzübergang. Fast, muss man fairerweise sagen. Auch hier treten keine Tramitadores, Grenzhelfer, in Erscheinung, für deren Aufdringlichkeit Honduras sonst besonders berüchtigt ist. Die Grenze El Poy wird zwar von Lkw rege genutzt, aber lukrative Touristen gibt es vermutlich zu wenige abseits der Panamericana. Auch die Passabfertigung geht schnell. Wir füllen ein Einreiseformular aus, das im Pass verbleibt, und bezahlen 3 US$ pro Person, dann geht es zur Aduana, wo die Fahrzeugpapiere ausgestellt werden. Hier füllen die Beamten sämtliche Formulare selbst aus. Was entgegen meiner Erwartungen nicht zur Beschleunigung des Vorgangs führt. Im Gegenteil. Vielleicht haben wir auch Pech und nicht die hellste Beamtin im Kader erwischt. Mehrere dutzend Male legt sie die Papiere von einer Seite auf die andere und wieder zurück. Dabei wirft sie etwa 50 % davon auf den Boden, hebt alles wieder auf und lässt es erneut fallen. Dabei geht das Einreisepapier aus dem Pass fast verloren. Schließlich trifft sie eine mutige Entscheidung und tackert das Zettelchen an ein Blatt im Pass fest.

Mein Reiseführer behauptet, dass honduranische Absolventen der mindestens sechs Schuljahre Lesen, Schreiben und das kleine Einmaleins beherrschen. Nach zehn Jahren Ausbildung könnten die Schüler ein paar Worte Englisch und sich mit einem normal gebildeten Erwachsenen unterhalten. Ich gestehe der Zöllnerin zu, dass sie die erste Hürde vermutlich genommen hat. Obwohl das mit dem Lesen so eine Sache ist. Trotzdem ihr das salvadorianische Papier in Spanisch vorliegt, hat sie Probleme, die richtigen Zeilen zu finden. Leider möchte sie sich nicht helfen lassen. Zwischendurch muss sie sich zur Stärkung und Erhaltung ihrer Figur ein paar Süßigkeiten hineinstopfen. Als dann alles in den Computer übertragen werden muss, wird es noch putziger: Das Land Deutschland ist nicht auffindbar und unseren Fahrzeugtyp gibt es auch nicht.

Kaum sind die umfassenden Probleme gemeinschaftlich gelöst, hat die Bank auch schon zur Mittagspause geschlossen, wo wir die Gebühren bezahlen müssen. Auf eineinhalb Stunden Wartezeit kommt es ja nicht an. Außerdem befindet sich die Bank auf der linken und nicht auf der rechten Seite, wie die Dame behauptet hat, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Rechts, links, was macht das schon! Wenigstens bekomme ich noch heraus, dass die Behörde von sämtlichen Dokumenten und Stempeln jeweils drei (!) Kopien benötigt und lasse mir alle Papiere aushändigen, um das schon mal zu erledigen. Nachdem ich auf der Bank 635 Lempira (nur bar, nur in Landeswährung, 100 Lempira / HNL entsprechen derzeit ca. 4 €) gezahlt habe, übernimmt eine andere Beamtin und der Rest ist schnell erledigt. Nach dreieinhalb Stunden will der Zöllner an der Schranke noch einen Blick in die Kabine werfen, verzichtet aber hineinzugehen.

Dann sind wir wieder unterwegs auf den fürs mittelamerikanische Hochland so typischen Berg- und Talstraßen. Auch die Bettler sind wieder da, das hatten wir seit Mexiko nicht mehr, in Guatemala nur vereinzelt. Besonders Kinder spannen gerne Schnüre über die Straße, um Autos zum Anhalten zu bringen. Laut hupen und weiterfahren hilft in jedem Fall. Eine Verkehrskontrolle stoppt uns dann doch, doch dank Touristenbonus dürfen wir einfach weiterfahren. In der Stadt Gracias Lempira suchen wir uns ein Schwimmbad mit angegliedertem kleinen Hotel. Nach kurzer Überlegung genehmigt uns die Chefin das Campen. Ob und wie viel wir bezahlen, überlässt sie uns. Wir halten 100 Lempira für angemessen. (Balneario Villas de Ada, an der Umgehungsstraße, beschildert)

El Pitál, El Salvador – Berg ohne Aussicht und noch mehr Hilfsbereitschaft

Montag, August 22nd, 2011

Suchitoto liegt am Lago de Suchitlán, auch bekannt als Embalse de Cerrón Grande, dem größten See des Landes. Obwohl die Stadt bis in die beginnenden 90er Jahre hinein wegen des Bürgerkriegs fast völlig verlassen war, hat sie sich inzwischen zur Kulturhauptstadt und Lieblingsziel der Touristen gemausert. Suchitoto war im 16. Jahrhundert für 15 Jahre vorübergehend Hauptstadt, als San Salvador Angriffe ortsansässiger Indianerstämme hinnehmen musste. Der See ist eingebettet in eine liebliche grüne Landschaft mit Inseln, Bergen und Vulkanen. In einer neuen Hafenanlage (1 $ Parken, 0,50 $ pP) mit Restaurants, Schwimmbad und Kunstgewerbeläden kann man Bootsausflüge auf dem See buchen. Wir halten die Preise (ab 20 $ für 30 min) für völlig überzogen. Campen könnte man hier auch, doch der Parkplatz ist fürchterlich schief und das nivellieren schwierig (Puerto Turistico San Juan, N 13°56’45.6’’ W 89°00’58.9’’).

Und auch hier wieder: Polizisten, die ich nach dem Weg frage, begrüßen mich mit Handschlag, genau wie ein Regierungsbeamter. Die Abkürzung nach Aguilares ist gut befahrbar, erfahren wir, und so entfliehen wir der Hitze auf 250 m üNN in die Berge. In San Ignacio kurz vor der honduranischen Grenze im Norden erkundigen wir uns vorsichtshalber noch einmal über El Pital, mit 2730 m höchster Berg des Landes. Die Beschilderung ist zwar in El Salvador weit besser als in Guatemala, wenn auch nicht immer vollständig. Der befragte Pick-up Fahrer bejaht alles: Die Straße führe auf den Berg, wir könnten mit Arminius hochfahren und Campen sei möglich in Miramundo. Zwei Minuten später ist derselbe rote Pick-up plötzlich vor uns – er muss wohl eine Abkürzung genommen haben – und weist uns den Weg. Da wir im Laufe der Strecke auf einen Waldweg in die Berge einbiegen, diskutieren wir natürlich: Sind wir sicher? Wohin lockt uns der Mann? Ich halte ihn für vertrauenswürdig, lege aber vorsichtshalber mein handliches Hackebeilchen bereit.

Nach 13 km taucht das Hotel Miramundo auf, dessen Einfahrtshöhe nicht ausreichen würde, doch wenig weiter gibt es besagten Campingplatz. Der Fahrer verabschiedet sich artig, er wollte gerne helfen. Was ist nur mit den Salvadorianern los? Kann man das noch überbieten? Das Camping ist zwar nur ein Hangzeltplatz, doch gegenüber liegt ein ebenes Parkareal, was beides zum Hotel Ventana del Cielo gehört. Für 5 $ die Nacht können wir hier stehen, Wasser und Strom könnte man auch organisieren. Ein zweiter Zeltplatz ein Stück zurückverlegt hat ebenfall begrenzte Einfahrthöhe. (N 14°20’30.2’’ W 89°06’54.0’’)

Von hier oben auf 2250 m Höhe soll man den besten Blick des Landes haben: Man soll nicht nur fast ganz El Salvador überblicken können, sondern bis nach Guatemala und zu den Vulkanen Pacaya und Agua schauen können. Davon kann im Moment keine Rede sein, nachmittags ziehen stets Wolken und Gewitter auf, doch am Morgen ist das Wetter meist klar.

San Salvador + Suchitoto, El Salvador – Danke Deutsche Schule

Sonntag, August 21st, 2011

Freundliche, lustige, hilfsbereite Menschen allerorten: An der Tankstelle stehen drei Menschen um mich herum und geben mir drei verschiedene Anweisungen, wie die kleine Straße, die auf den Vulkan San Salvador hochführt, zu finden ist. Geduldig lächelnd befrage ich sie der Reihe nach immer wieder, um den gemeinsamen Nenner oder die wahrscheinlichste Variante zu finden. Ein junger Mann spricht Deutsch, da er die Deutsche Schule besucht, wie er erzählt. Er bietet sich an, mit seinem Vater vorauszufahren und uns den Weg zu zeigen, was wir gerne annehmen.

Der Eintritt in den Park kostet 1 $ pro Person und Fahrzeug. Der Parkplatz ist fürchterlich klein und eng, aber wir werden hineinbugsiert. Ein Rundweg am Kraterrand auf 1839 m Höhe führt zu mehreren Aussichtspunkten mit Einblick in den gigantischen Krater: 1,5 km im Durchmesser und 543 m tief, mit einem weiteren kleinen Krater in der Mitte. Man kann in El Boquerón, wie er genannt wird, hinabsteigen, doch das Abseilen scheint mehr ein Fall für Spezialisten zu sein. Übernachten darf man hier nicht, und wegen der vielen Wolken haben wir keine Aussicht auf die Hauptstadt San Salvador.

Mit fast drei Millionen Einwohnern mit Metrobereich hat sie besonders viele Elendsviertel. Wir fahren schnell weiter auf die Ostseite, wo der größte und tiefste Kratersee El Salvadors liegt. Der Lago de Ilopango ist zum größten Teil verbaut, doch im Turicentro Apulo hat man Zutritt – für 1 $ pro Person und Auto, versteht sich. Turicentros scheinen Schwimmbäder gemein zu haben, Campen könnte man hier auch. Doch das heftig hereinbrechende Gewitter vermiest uns auch hier die Aussicht, und somit steuern wir ein anderes Ziel an. El Salvador ist so klein, das man problemlos an einem Tag verschiedene Attraktionen anfahren kann.

Kurz vor Suchitoto entdecken wir ein Schild zum Turicentro Las Americas, dem wir freudig folgen. Wie erwartet finden wir ein Schwimmbad vor. Die Anlage ist in privater Hand und heruntergekommen. Campen dürfen wir natürlich, für insgesamt 15 $ die Nacht. Den Phantasiepreis handle ich auf 6 $ herunter, auch wenn dazu erst mehrere der sieben Besitzer konsultiert werden müssen. Benutzung des Schwimmbads ist inkludiert, doch ist die Brühe recht trüb. (Turicentro Las Americas, Suchitoto, N 13°52’20.7’’ W 89°02’14.6’’)

Colón, El Salvador – Schwimmbad statt Pazifik

Samstag, August 20th, 2011

Entlang des attraktiven Kratersees Lago de Coatépeque geht es kurz auf die Panamericana, dann weiter auf dem gut ausgebauten, größtenteils asphaltierten Straßennetz nach La Libertad an der Pazifikküste. Ein wenig Strand soll es heute zur Abwechslung sein. Da La Libertad weder in Sicherheitsfragen noch anderweitig als besonders vorbildlich gilt, schwingen wir uns Richtung Westen nach El Zonte, einem bekannten Surferstrand, wo Baden aufgrund der hohen Wellen vermutlich nicht möglich wäre. Die Bäume an der Strandzufahrt hängen sowieso zu tief, und so fahren wir weiter bis Los Cobanos, wo wir wissen, dass der Strand aufgrund vorgelagerter Steine geschützt ist. Im Ort gibt es so gar keine Möglichkeit zum Campen. Doch der intelligenteste der Schlepper, die uns abfangen, bietet uns den Parkplatz vor „seinem“ Restaurant mit Strandzugang an. Wir essen erst mal in Zentralamerika typisches Grillhähnchen mit einem halben Zentimeter dicken Tortillas (das ist neu und speziell salvadorianisch, sonst sind die Dinger pappdünn), finden aber weder den dunklen Strand, das vom Regen braune Wasser, noch den windarmen Parkplatz zwischen Mauern sehr einnehmend.

Wir fahren zurück und versuchen es östlich von La Libertad an der Costa del Sol. Vielleicht erwischen wir den falschen Strand, doch hier sieht alles aus, als ob es nicht nur bessere, sondern viel bessere Tage gesehen hätte. Fast alle vergammelten, verlassenen, zum Verkauf stehenden Grundstücke besitzen mehrere Swimmingpools, die völlig zugewuchert sind. Eine Übernachtungsmöglichkeit gibt es hier nicht für uns. Die späte Stunde ermuntert nicht zu weiteren Experimenten. Bei Colón in der Nähe San Salvadors gibt es ein staatliches Freizeitbad. Ein salvadorianisches Paar hatte uns unterwegs darauf hingewiesen. Wir hoffen, dort für die Nacht unterzukommen.

Pünktlich um 18 Uhr stehen wir vor lange verschlossenen Toren. Mangels Alternative schreien und hupen wir so lange, bis wir die gewünschte Aufmerksamkeit besitzen. Der Angestellte kann über unser Begehren nicht entscheiden, das ist ein Fall für El Jefe. Da kommt er schon, in Handtuch und Badkleidung. Als wäre nichts normaler lässt er das Tor wieder aufschließen, entschuldigt sich, dass er 10 $ Eintritt für uns beide und das Auto nehmen muss (ich verzichte auf Diskussionen, ich bin froh dass wir rein dürfen) und keine Uniform anhat. Er bietet und sofortige Schwimmbadbenutzung an. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, und schon befinden wir uns im großen erfrischenden Pool, in dem man richtig schwimmen kann, und lassen uns unter dem künstlichen Wasserfall massieren. Sogar das Licht wird extra für uns eingeschaltet, da es schon dunkelt. Dass das Gelände 24 Stunden von (echten) Soldaten bewacht ist, wird uns mehrfach versichert, aber das saubere kühlende Nass ist uns jetzt wichtiger.

(Turicentro Los Chorros, Colón, N 13° 41’45.7’’ W 89°19’18.0’’)

Cerro Verde, El Salvador – Zwei Vulkane und 1300 Stufen

Freitag, August 19th, 2011

In El Salvador spricht man spanisch (obwohl erstaunlich viele Menschen englisch verstehen), die Landeswährung ist der US$. Der Colón gilt zwar weiter, ist aber nicht mehr im Umlauf. Die Parkverwaltung des Cerro Verde Vulkans will 10 $ Eintritt inkl. Parken für uns zwei für je 24 Stunden. Grundregel für Zentralamerika, die besonders in El Salvador gilt: handeln! Selbst im Nationalpark. Wir bleiben einen Tag und zwei Nächte für 15 statt 20 $. Allzu viel kann man alleine hier nicht unternehmen. Man kann in wenigen Minuten zum alten Hotel gehen, das bei einem Erdbeben 2001 eingestürzt ist. In der noch heilen ehemaligen Cocktaillounge werden heute Kunstgewebe und Süßigkeiten verkauft. Die schöne Aussichtsterrasse zum Vulkan Izalco steht auch noch. Ein etwa 45minütiger Ausflug auf dem Naturlehrpfad zum Gipfel des Cerro Verde und durch das Orchidarium muss von einem Ranger geführt werden – Parkregeln.

Die Wanderungen zu den anderen beiden Vulkanen, dem Izalco und dem Santa Ana werden von Rangern und bewaffneter Polizei begleitet. Sie starten jeweils um 11 Uhr und dauern vier bis viereinhalb Stunden inkl. Pause auf dem Gipfel. Man bezahlt pro Person 1 $ für den Guide, für den Santa Ana kommen noch weitere 7 $ Eintritt auf anderes Parkgelände hinzu. Dieser Vulkan hatte 2005 seinen Kegel abgesprengt, nach 100 Jahren Ruhe Asche und Steine in die Luft gespuckt und zwei Menschen getötet, doch er ist wieder freigegeben. Trotzdem finden die Wanderungen nicht immer statt. Eine lärmende Schulgruppe aus 39 Teenagern, Lehrern, zwei Japanern und zwei Kanadiern will auf den Izalco, und so besteht für uns sowieso keine Wahl.

Der Izalco ist nicht ganz einfach zu besteigen und gehört mit 8 km Wegstrecke in die Kategorie „anstrengend“. Zunächst steigt man 1300 Stufen durch dichten Wald vom Cerro Verde (2030 m) zu einem Sattel hinab, um dann den 1910 m hohen Izalco zu erklimmen. Der Weg besteht teils aus scharfkantigen Steinen, teils aus loser Vulkanasche. Während des Aufstiegs wird es immer heißer. Nicht nur weil die Sonne auf den vegetationslosen Berg brennt. Die Steine sind heiß, aus vielen Löchern dampft es. Oben angekommen kann man in den nicht allzu tiefen Krater hinabsteigen. Die Sicht ist mit den vielen Wolken heute nicht gut, nur einen kurzen Blick erhaschen wir auf den Cerro Verde und den Santa Ana mit seinem Kratersee, der nicht zugänglich ist. Beim Abstieg benutzt man Rinnsale feinen Lavasands, die einen halb laufen, halb rutschend zügig nach unten bringen. Dann warten „nur“ noch 1300 Stufen bergauf.

Cerro Verde, El Salvador – Grenzübertritt nach El Salvador

Donnerstag, August 18th, 2011

El Salvador ruft uns. Das kleinste Land Mittelamerikas (so groß wie Hessen) wartet mit weiteren Superlativen auf: Es ist gleichzeitig am dichtesten besiedelt (mit 7,3 Mio. hat es 1,3 Mio. mehr als Hessen), es gilt als eines der ärmsten  mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt (täglich werden 12 Menschen umgebracht). Die indigene Bevölkerung wurde besonders im 20. Jahrhundert (!) strategisch bis auf etwa 1 % ausgerottet (mehr trauen sich nicht zuzugeben, indigen zu sein), ab den 80er Jahren wütete ein 12jähriger grausamer Bürgerkrieg, dessen Rebellen heute arbeitslos und immer noch bereit sind, eine der eine Million illegal kursierenden Waffen einzusetzen. Was will man in einem solchen Land? Ist es wirklich so furchtbar? Wir werden es berichten.

Die letzten Tage brachten wir noch einmal bei Beatriz und Bill zu, um unsere Website auf den neuesten Stand zu bringen und Wasser aufzutanken. Heute Morgen fahren wir zum Grenzübergang Valle Nuevo – Las Chinamas an der CA 8. Auf guatemaltekischer Seite brüllen erstmals selbsternannte Grenzhelfer, die sich anbieten, gegen Gebühr die Formalitäten zu erledigen. Was angesichts der simplen Ausreiseprozedur lächerlich wirkt: Fahrzeug austragen lassen, Stempel in den Pass, und Kosten entstehen auch keine. Nach der Flussbrücke auf salvadorianischer Seite gibt es keine Helfer. Auch so benötigen wir nur eine Stunde, um alles hinter uns zu bringen. Und das auch nur, weil ich so lange brauche, das Formular mit den nicht geläufigen technischen Ausdrücken in Spanisch auszufüllen. Die Angaben auf dem Formular werden oberflächlich überprüft, z.B. die Fahrgestellnummer, und ein Blick in die Kabine stellt sicher, dass es sich tatsächlich um ein Wohnmobil handelt. Für den Inhalt unserer Kabine interessiert sich wiederum niemand, auch die im Reiseführer angekündigte Drogenkontrolle findet nicht statt. Wir werden zur Aduana geschickt, wo wir die Fahrzeugimportpapiere bestätigt bekommen und zur Migracion, wo unser Pass registriert wird. Einen Stempel gibt es nicht, es zählt der Ausreisestempel Guatemalas. Die Aufenthaltsgenehmigung gilt für 90 Tage, die fürs Fahrzeug nur 60 Tage und darf keinesfalls überschritten werden, worauf wir mehrfach hingewiesen werden. Das Ganze kostet keine Centavo – der erste kostenlose Grenzübertritt!

Waren die Guatemalteken schon freundlich, überschlagen sich die Salvadorianer fast. Nicht nur an der Grenze werden wir mit Handschlag begrüßt, auch von wildfremden Menschen, denen wir auf der Straße eine Frage stellen. Es ist fast so, als müsse man jeden wertvollen Touristen einzeln begrüßen.

Im Cerro Verde Nationalpark kommen wir eine Viertelstunde zu spät an. Die Parkverwaltung ist bereits um 17 Uhr gegangen, doch die Schranken sind noch offen, da noch Gäste da sind. Es dauert nicht lang, da sind wir umringt von Polizei, die den Park bewacht. Wie in Zentralamerika oft üblich sind sie schwer bewaffnet und tragen soldatenartige Uniformen mit Springerstiefeln. Erst wollen sie uns nicht hier campen lassen, es wäre keine Verwaltung und kein Vorgesetzter mehr da, den sie fragen könnten. Weiter unten an der Zufahrtstraße gebe es einen Campingplatz. Doch nachdem wir zu bedenken geben (Hundeblick vorausgesetzt), dass der Weg dahin möglicherweise zu schmal für unser Fahrzeug ist und einer der umstehenden um Hilfe gebetenen Besucher mit einem anderen Polizeioffizier telefoniert hat, dürfen wir plötzlich bleiben. Hier oben auf dem Vulkan Cerro Verde in 2000 m Höhe ist es im Gegensatz zu weiten Teilen El Salvadors kühl, neblig und regnerisch, aber wenn sich die Wolken kurz verziehen, sind die Aussichten auf die anderen Vulkane und einen See fantastisch. An guten Tagen soll man sogar bis zum Pazifischen Ozean sehen können.

Nationalpark Cerro Verde: N 13°49’36.5’’ W 89°37’27.5’’