Archive for the ‘Costa Rica’ Category

Boquete, Panama – „Oh, wie schön ist Panama“ (Janosch)

Mittwoch, September 21st, 2011

Der Grenzübergang Paso Canoas an der Interamericana, wie die Panam hier genannt wird, ist der wichtigste nach Panama. Die costaricanische Seite ist mal wieder äußerst dezent beschildert. Die Dame an der Migración ist sehr freundlich und übt sogar ihr Englisch an uns. Im Gegensatz dazu sind wir für den Mann von der Aduana eine einzige Zumutung. Nicht so sehr wir persönlich, sondern die Anwesenheit eines jeden Kunden, der ihn zu einer anderen Handlung zwingt als vor seinem schwarzen Computerbildschirm zu meditieren. Das ist in seinem Tagesablauf nicht vorgesehen. Zu allem Unglück verdrückt sich sein Kollege, während wir ein Formular für die Fahrzeugausfuhr ausfüllen müssen. Der arme Mann kann nicht einmal sprechen. Seine Befehle gibt er per Kopfnicken, ein Handzeichen ist fast mehr, als er erübrigen kann. Nun muss er sich auch noch erheben, um das Corpus Delicti zu besichtigen. So ganz hat sich Mr. Cool doch nicht im Griff. Kurzfristig entgleitet ihm sein Gesichtsausdruck ins Erstaunte, als er Arminius ansichtig wird. Wieder offiziell, tippt er stumm und vorwurfsvoll auf eine Stelle in der Einfuhrbescheinigung. Bei unserem Kennzeichen gab es eine Buchstabenverwechslung. Später stellen wir fest, dass auch die Fahrgestellnummer auf dem Formular nicht korrekt war, die kontrolliert er zum Glück nicht. Wir hätten bei der Einreise besser aufpassen müssen, so was kann zu Problemen führen. Ungerührt zucke ich die Achseln. „Das muss wohl ein Fehler sein“, meine ich lapidar, denn die Nummer „obercooler Haudegen“ beherrsche ich auch. Er unterzeichnet die Papiere und lässt uns fahren.

Jetzt kommt Panama. Ein paar Beamte weisen die Fahrzeuge ein und zeigen, wo man hinmuss. Zwei von ihnen behaupten, wir müssten zuerst zur Aduana, dann zur Migración, einer sagt das Gegenteil. Wir schließen uns der Mehrheit an. Nach einer Phase der Ignoranz wirft ein Beamter einen Blick auf unsere Papiere und schickt uns erst mal ins Versicherungsbüro. Ach ja, hätte man uns das nicht gleich sagen können? Seit etwa drei Jahren benötigt man eine panamaische Kfz-Haftpflicht. Sie kostet US$ 15 für 30 Tage Aufenthalt. Zurück am Zoll lässt man uns so lange warten, um sicherzustellen, dass die nächste Station garantiert schon Mittagspause hat. Panama befindet sich in einer anderen Zeitzone und ist dem Rest Mittelamerikas eine Stunde voraus. Endlich lässt sich der Beamte herab, uns zu informieren, dass wir die beiden Versicherungspapiere bei einer anderen Zöllnerin abstempeln lassen müssen. Ach ja, auch das hätte man uns vorher mitteilen können. Vielleicht kann sich der durchschnittliche Reisende nur eine Order auf einmal merken? Eher scheint Absicht dahinterzustehen. Man soll gefälligst einen Tramitadór, einen Helfer, nehmen. Wenn man je darüber nachgedacht hat, Panama ist der richtige Zeitpunkt, aber es geht definitiv auch ohne.

Die zuständige Zöllnerin (im Seiteneingang) ist in der Mittagspause und um eins zurück, erfahren wir. Das wäre in einer halben Stunde. Hat man in Costa Rica eine Verabredung um eins, so sagte man uns, dann ist das so gegen viertel vor zwei. Ich vermute, dass es in Panama ähnlich ist, und mein Gefühl soll mich nicht trügen. Ein genervtes Heer von Reisenden erwartet Punkt dreiviertel die hold lächelnde Königin, die bestens gelaunt ihre ausgedehnte Mittagspause beendet. Innerhalb knapper zwei Sekunden knallt sie einen Stempel auf jedes Papier, das war’s. Ich fasse es nicht. Dafür musste ich geschlagene eineinviertel Stunden warten. Hätte ich selbst stempeln sollen? Hätte nicht ein anderer Beamter die vermaledeiten Bestätigungen aufs Papier donnern können? Der panamaische Zoll ist ein Musterbeispiel zentralamerikanischer Ineffektivität. So wird das nix, Leute, so bleibt ihr ewig Entwicklungsland. Andererseits: Wer sagt uns, dass unsere vielgerühmte deutsche Effizienz das Maß aller Dinge ist? Mal ehrlich: was bringt sie uns? Ein Heer von Arbeitslosen, von den Hartz-IV-Empfängern nicht zu sprechen. Ein Heer von Rentnern, die möglichst früh aus dem Arbeitsleben ausscheiden sollen, deren Renten aber auch niemand bezahlen kann. Ist es die bessere Lösung, wenn jeder etwas weniger arbeitet, dafür weniger Geld bekommt und dadurch mehr Menschen einen Arbeitsplatz haben? Zumindest überlegenswert. Wenn auch momentan nervig für uns.

Zurück an der Glaswand vor dem Schalter heißt es erneut warten. Als der Zöllner endlich mit unseren Papieren vor seinem Computer sitzt, pustet er die Backen auf angesichts des unverständlichen deutschen Fahrzeugbriefs. Ich biete ihm das salvadorianische Papier als Vorlage an, um den Vorgang zu beschleunigen. Er grabscht es undankbar und wortlos, immerhin ergeben sich anschließend Fortschritte. Übrigens ist Arminius zur Abwechslung ein Camper. Dann verschwindet meine spanische Vorlage in dem Stapel geklammerter von mir herbeigeschaffter Kopien. Mein etwas gespannter Geduldsfaden strafft sich weiter. „Das salvadorianische Papier!“, herrsche ich ihn an. Das wirkt, ich erhalte die neue Importbescheinigung und meine Vorlage umgehend zurück. Ich sollte besser Kopien anfertigen. Draußen schnappe ich mir einen anderen Zöllner zwecks Fahrzeugkontrolle. Er will unsere Kabine sehen, öffnet ein paar Schränke und Schubladen, rührt aber nichts an und verliert schnell die Lust. Die 60 Büchsen deutsches Oettinger-Bier aus Costa Rica unter dem Tisch interessieren niemanden.

Die Migración ist fast überall zügig: Formular ausfüllen, in die Kamera lächeln, Stempel in den Pass, fertig. Als letztes folgt die Fahrzeugdesinfektion. Am Schalter stehen mir zu viele Menschen, man lernt ja dazu. Naiv trapse ich mitten ins Büro und mache mich mit ein paar Witzen auf Kosten meines nicht anwesenden Mannes beliebt. (Ob ich Haustiere dabei habe? Nein, nur meinen Mann. Ob der auch an der Leine gehe? Sorry, Jörg.) Der Erfolg ist gegeben, ich komme sofort dran und zahle 6 $. Anschließend durchfahren wir die Desinfektionsschleuse und sind in Panama. Nach wenigen Kilometern erfolgt eine erneute Kontrolle: Pässe, Fahrzeugimportbestätigung, Kabine öffnen. Der Offizier lässt sich die eine oder andere Tür bzw. Schublade öffnen, ohne irgendetwas zu kontrollieren. Dann kommen wir zum Hauptpunkt der Angelegenheit. Der Ältere posiert vor Arminius und lässt sich von seinem Untergebene fotografieren. Menschlich, was soll’s.

In David, der zweitgrößten Stadt des Landes, erstehe ich problemlos eine SIM-Karte und einen Internetstick. Die Firma Claro ist ab Mexiko bis nach Südamerika verbreitet, zum Teil unter unterschiedlichen Namen. Der USB-Stick kann weiterverwendet werden, nur die SIM-Karte muss jeweils ausgetauscht werden.

Die Panamericana verläuft in Panama in der pazifischen Tiefebene nahe Meeresniveau. Hier ist es entsprechend heiß. Ab David führt eine 37 km lange, fast kerzengerade Straße nach Boquete auf 1200 m, dem Hauptkaffeeanbaugebiet des Landes. Wir versprechen uns eine kühle Nacht hier. Panama gilt – bis auf einige Ausnahmen – als so sicher, dass man frei campen kann. Auch die schwer bewaffneten Sicherheitsleute auf Parkplätzen, vor Banken und manchen Geschäften, die schon seit Costa Rica verschwunden sind, tauchen hier nicht wieder auf. Der von Reisenden genutzte Parkplatz gegenüber der Touristeninformation in Boquete ist derzeit wegen Straßenbauarbeiten unzugänglich. Wir finden ein schönes ruhiges Plätzchen am Fluss (N 08°47’05.3’’ W 82°25’45.7’’). Vorsichtshalber sage ich dem Portier im gegenüberliegenden distinguierten Hotel Bescheid, um Probleme zu vermeiden. Der Rezeptionist nimmt mein Anliegen ungerührt entgegen, hat nichts dagegen und erklärt, ganz Panama ist sicher. Wunschdenken oder Realität?

Palmar, Costa Rica – „Wir müssen sofort morgen nach Panama…” *

Dienstag, September 20th, 2011

Noch gestern Abend wechselten wir nur einen Kilometer weiter zu einer französischen Familie, die uns eingeladen hatte. Wir hatten die sechs mit ihrem zum Camper umgebauten deutschen Mercedes Feuerwehrauto, mit dem sie viel herumreisen, in La Fortuna getroffen. Hier herrscht liebenswertes, organisiertes Chaos. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass bei vier Kindern kleine Probleme weit schneller gelöst werden als in Familien mit weniger Kindern. Emmanuelle unterrichtet seit einem Jahr an der französischen Schule in San José, ihr Mann ist Triathlontrainer und -athlet. Schmunzelnd erzählt Dominique, dass die Costaricaner Triathlon machen möchten ohne zu leiden. Die Franzosen haben sich ein riesiges Haus gemietet, wo genügend Platz ist für die Familie, Sportler und Gäste. Auf den ersten Blick überrascht es mit vielen Bädern, Whirlpool und anderem Komfort, aber es ist noch schlampiger gebaut als das Haus von John und Aelin. Eigentlich funktioniert nichts. Von außen wirkt Costa Rica etwas ordentlicher als seine Nachbarstaaten, schaut man jedoch hinter die Fassaden, ist es genauso marode.

Übrigens ist es in Costa Rica nicht ganz einfach, eine SIM-Karte fürs Handy zu bekommen, geschweige denn einen Internetstick. Dafür ist die SIM-Karte mit 3,50 € inkl. 80 Inlands-Gesprächsminuten billig. Man braucht seinen Reisepass, eine Referenzperson in Costa Rica sowie einen Wohnsitz im Land. Ich bin mit der Visitenkarte eines Costaricaners sowie etwas Fantasie bei der Adressgestaltung durchgekommen.

Die Menschen in Costa Rica überraschten uns positiv, wie wir es uns erhofft hatten. Bei unserem letzten Besuch empfanden wir sie als recht überheblich, was vielleicht damit zusammenhing, dass wir hauptsächlich Leute aus dem Tourismusbereich getroffen hatten. Diesmal sehen wir eher den Mann oder die Frau von der Straße, die auskunftsbereit und freundlich sind, uns zuwinken und zuhupen. Wir haben nichts zu beklagen außer ihr recht stures und rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr und den Zustand der Panamericana, der schlechter wird, je weiter man in Richtung Grenze zu Panama vordringt. Der Rio General, der ab Zusammenschluss mit ein paar Nebenflüssen Rio Grande de Térraba heißt, knabbert kontinuierlich am interamerikanischen Highway. An vielen Stellen wurde ein Fahrstreifen unterspült und ist weggebrochen, teils sogar die ganze Fahrbahn, sodass ein weiterer unasphaltierter Fahrstreifen geschaffen werden musste. Übrigens hatten wir in Costa Rica kein GPS, da wir mit der gekauften nicaraguanischen Variante nicht ganz so zufrieden fürs viele Geld waren, und sind genauso gut zurechtgekommen, auch wenn die Beschilderung nicht immer vorhanden ist.

Unser letzter Stopp in Costa Rica ist Palmar, etwa 100 km vor der Grenze, wo wir am Hotel und Restaurant Quebrada Grande nach einer Übernachtungsmöglichkeit anfragen. Wieder einmal werden wir herzlich willkommen geheißen, es wird uns der Parkplatz oder ein Wiesengrundstück zur Auswahl gestellt und auch diese letzte Nacht im Land bleibt kostenfrei. Fast unglaublich. Selbst das WiFi dürfen wir nutzen, doch anstandshalber nehmen wir ein Abendessen zu uns. Leider ist auch dieses riesige wunderschöne Grundstück mit Garten und Wasserfall zu verkaufen, wie ein geschätztes Drittel aller Grundstücke, Häuser oder Hotels in Costa Rica. Schade drum. Auf jeden Fall empfehlenswert: Quebrada Grande, N 08°57’53.0’’ W 83°26’31.3’’.

„In Panama“, sagt er, „ist alles viel schöner, weißt du. Denn Panama riecht von oben bis unten nach Bananen. Panama ist das Land unserer Träume, Tiger. Wir müssen sofort morgen nach Panama…“ *Janosch

San José, Costa Rica – Sprachvarianten

Samstag, September 17th, 2011

Da ist man froh, ein paar Worte Spanisch zu können und meint nun, damit in Lateinamerika durchzukommen. Doch weit gefehlt, Spanisch ist nicht gleich Spanisch. Das gleiche Wort kann in verschiedenen Ländern unterschiedliche Bedeutungen haben. Oder für das gleiche Objekt existieren jeweils andere Begriffe. Will man gefüllte Tortillafladen essen, verlangt man in Mexiko Enchiladas, ab El Salvador plötzlich Pupusas. Der beliebte, überall erhältliche, nur leicht säuerliche Rahm heißt schlicht Crema, in Costa Rica plötzlich Natilla. Schnellwachsenden chinesischen Süßwasserzuchtfisch kennt man in Mexiko als Mojarra, sonst aber als Tilapia, wie im Deutschen auch. (Verkehrs-) Schilder sind Señales; als man mich in Nicaragua auf Rotulos hinwies, reagierte ich zunächst mit Unverständnis.

Völlig verwirrend wird es beim Fahrzeug, das wir allgemein als Wohnmobil bezeichnen. Schon im Englischen nennt man das Vehikel zwar Camper, in Kanada spezifischer Motorhome, in den USA jedoch Recreational Vehicle oder kurz RV. Mein Wörterbuch bietet als spanische Übersetzung Coche Caravana an, vermutlich mehr für den europäischen Raum. In Mexiko stößt man oft noch auf das Wort Camper, allerdings mehr so ausgesprochen, wie wir Deutschen das instinktiv tun würden. Spätestens ab El Salvador ist es jedoch ein Casa Móvil, ein mobiles Haus. Und an der nicaraguanischen Grenze klärte man mich belehrend auf, nun wäre es ein Casa Rolante, ein rollendes Haus. Auch recht.

Den beliebten rohen Fischcocktail Ceviche bekommt man in Peru als Cebiche, auch wenn es genauso ausgesprochen wird, irgendwas in der Mitte zwischen B und V. Das jedenfalls erklärt uns Aelin, die peruanische Konsulin in Costa Rica. Sie, ihr Mann und ihr Sohn hatten uns zu sich nach San José eingeladen, als wir sie in der deutschen Bäckerei in Nuevo Arenal während eines Ausflugs getroffen hatten. Wieder einmal erhalten wir unbezahlbare Tipps, Hinweise und Kontakte für Peru, ein Bett, einen Whirlpool, leckeres Essen und viele weitere Geschichten natürlich auch.

Volcán Irazú, Costa Rica – Der verschwundene Säuresee

Freitag, September 16th, 2011

Der Vulkan Irazú büßte in den letzten Jahren viel von seiner Attraktivität ein. Zugegeben, er enttäuscht uns, verglichen mit unserem letzten Besuch vor vielen Jahren. Er war bekannt für seinen großen, tiefen und vor allem giftgrünen Kratersee. Der unheimliche Effekt der fiesen Farbe wurde noch verstärkt von nach Schwefel stinkenden Dampfwolken, die uns glauben machten, direkt am Tor zur Hölle zu sein. Heute ist der Säuresee bis auf eine Pfütze verschwunden, kaum mehr auszumachen vom Aussichtspunkt aus. Das Gewässer soll zwischenzeitlich völlig ausgetrocknet gewesen sein, sich aber wieder etwas gefüllt haben. Eine mögliche Erklärung ist die gesteigerte Aktivität des Zwillingsvulkans Turrialba, der momentan stark gast. Man nimmt an, dass die gestiegene Temperatur unterirdischer Magmaströme, die die beiden Vulkane verbinden, zur Austrocknung des Sees geführt hatte.

Der Irazú ist mit 3.432 m der höchste Vulkan Costa Ricas. An klaren Tagen kann man von hier aus Pazifik und Atlantik sehen, was in der Regenzeit (also fast immer) eine Wunschvorstellung bleibt. Zumal die Wolken meist bereits um 9 Uhr aufziehen, der Park aber erst um 8 Uhr öffnet. Es bleibt nicht viel Zeit für Fotos. Außer dem Kraterloch ist ein großes Aschefeld von Interesse, das man begehen darf. Es ist interessant zu beobachten, wie sich nach und nach wieder Vegetation ansiedelt – bis zum nächsten Ausbruch.

Insgesamt hinterlässt der Park einen etwas traurigen Eindruck. Zwei von drei Cafés haben geschlossen; nicht nur vorübergehend, sie bröckeln bereits vor sich hin. An weniger wichtigen Stellen wird auf Instandhaltung verzichtet. Die Straße zum höchsten Kraterpunkt ist in derart erbärmlichem Zustand, dass zum Laufen statt Fahren geraten wird, was natürlich niemand tut. Das Geländer dort oben ist auch nicht mehr in vertrauenswürdigem Zustand. Der Irazú hat nicht nur unter dem seit der letzten Weltwirtschaftskrise degressiven Tourismus zu leiden, sondern genau wie der Arenal unter seiner Inaktivität. Ein schlafender Vulkan ist viel weniger attraktiv, für die Tourismusbetriebe eine Katastrophe.

Die Zufahrt zum Park führt bis fast an den Kraterrand, man läuft vielleicht eine halbe Stunde Rundweg. Die Straße zum höchsten Punkt zweigt separat ab. Der Eintritt kostet 10 US$, Camping ist nicht möglich. Nachts wird es empfindlich kalt (einstelliger Bereich), aber auch tags ist wärmere und vor allem Windschutzkleidung angebracht. Unmittelbar vor dem Kassenhäuschen zweigt ein Weg nach rechts ab, dem man für ca. 200 m folgt, von wo man bei guter Sicht einen schönen Blick zum Vulkan Turrialba hat.

Volcán Poás, Costa Rica – Ein Riesenkrater in Aktion: Pyroklastik

Donnerstag, September 15th, 2011

67 Vulkane mit 112 Kratern stehen im winzigen Land Costa Rica, sieben davon aktiv. Es liegt also nahe, sich den einen oder anderen davon anzusehen, und wenn er blubbert, qualmt oder spuckt, umso besser. Der Volcán Poás gehört zu den aktiven seiner Sorte. Er ist relativ einfach zugänglich, daher der meistbesuchte Vulkan in Costa Rica. Wir stehen als erste vor dem Tor und warten, dass es um 8 Uhr geöffnet wird. Bereits am Vormittag, so gegen 10 Uhr, ziehen Wolken auf und versperren die Sicht, insbesondere in der Regenzeit (die dauert in Costa Rica rund 10 Monate). Ein Rundweg von etwa 3,5 km Länge führt vom Besucherzentrum auf 2550 m Höhe bis zum Krater auf 2708 m und wieder hinunter, führt zum Hauptkrater, durch einen Märchenwald zur Lagune eines Nebenkraters und durch Nebelwald zurück.

Der Hauptkrater des Poás gilt mit 1,5 km Durchmesser und 300 m Tiefe als zweitgrößter Vulkankrater der Erde. Inmitten des imposanten Lochs mit kahlen schwarzen, roten, beigen und braunen Wänden liegt der 40° heiße Kratersee, der eine ungesunde grau-grüne Farbe hat. Aus einigen Fumarolen an einer Seeseite steigen heftige schneeweiße Schwefeldämpfe auf, die der Wind zum glück in eine andere Richtung bläst. Der Poás ist zum Schauern schön. Die Laguna Botos im Seitenkrater ist flach, kühl und speist sich ausschließlich aus Regenwasser. Ihr smaragdgrünes Wasser wirkt weit sympathischer.

Die Wege sind asphaltiert oder geschottert und einfach begehbar. Mit Fotostopps und Besuch des Vulkanmuseums am Besucherzentrum sollte man zwei Stunden rechnen. Eintritt für alles 10 US$ pP plus Parkgebühr (Unimog 2500 Colón). Dann fahren wir auf schmalen kurvigen Straßen durch typisch costaricanisches Bergland mit Hügeln, grünen Weiden und Kühen. Du mei, is des schee. Wie in den Alpen. Nur die immer ärmlicher werdenden Hütten zeigen, dass in diesem Land nicht nur wohlhabende gepflegte Anwesen stehen, sondern ein Teil der Bevölkerung an der Armutsgrenze lebt. Durch die Hinterhöfe der schlecht beschilderten Hauptstadt San José schleichen wir uns auf den nächsten Vulkan, den Irazú.

Das Restaurant Nochbuena auf 2900 m üNN scheint uns einen ausreichenden Parkplatz zu haben. Das pensionierte Familienoberhaupt findet gar nichts dabei, dass wir hier campen wollen. Sein Sohn, der sogar englisch spricht (wie viele Costaricaner), erklärt uns herzlich, dass sie hier öfters Camper haben. Trinkwasser für unseren Tank, WiFi und die kostenlose Benutzung der hauseigenen Wanderwege werden uns ebenfalls angeboten. Ein Highlight ist das Privatmuseum zum Thema Vulkane im Allgemeinen und dem Irazú im Speziellen. Das Eintrittsgeld von 4 $ / 2000 CRC pP zahle ich freiwillig. Die Ausstellung wurde nicht nur mit Liebe, sondern mit enormer Sachkenntnis gestaltet. Das zehnminütige Video in spanischer Sprache mit englischen oder deutschen Untertiteln zeigt spektakuläre Aufnahmen, ähnlich wie die Fotos an den Wänden. In den 60er Jahren standen Besucher des Irazú uneingeschränkt und unkontrolliert mit ihren Kleinkindern in aller Seelenruhe am Krater, während eine pyroklastische Wolke auf sie zuraste und sich wie durch ein Wunder vor ihnen teilte und sie verschonte. Ab 1963 spuckte der Irazú zwei Jahre lang intensiv Asche, tötete das Vieh, vernichtete die Landwirtschaft und legte das Land lahm. Doch hat Costa Rica die heutige Fruchtbarkeit seines Bodens den Vulkanen zu verdanken. Momentan verhält sich der Irazú ruhig.

Von Vulkanen gehen die unterschiedlichsten Gefahren aus, unter anderem kann er explodieren, Asche, Steine, Lava oder giftige Gase auswerfen oder einen pyroklastischen Strom produzieren. In Begleitung einer Eruption tritt dabei gemahlenes Gestein und Magma zusammen mit einer Gaswolke aus, die rasend schnell den Hang hinunterrollt. Im Allgemeinen werden Geschwindigkeiten bis 400 km/h erreicht, aber es soll schon kurzfristig zu Schallgeschwindigkeit gekommen sein. Im Inneren der Wolke herrschen Temperaturen bis zu 800° C. Ein pyroklastischer Strom ist enorm zerstörerisch und pulverisiert alles in seiner Zugbahn liegende. Gebäude explodieren, implodieren oder werden ähnlich wie bei einem Wirbelsturm in die Luft katapultiert. Die Gefahr von Todesopfern ist sehr hoch, da Flucht nahezu ausgeschlossen ist und Gase bzw. Staub auch in der Umgebung der Wolke bereits gefährlich sind.

Zarcero + Sarchí, Costa Rica – Der blühende Besenstiel

Mittwoch, September 14th, 2011

Costa Rica ist ein unbestreitbar schönes Land mit einem fast unvergleichlichen Reichtum an Natur, der frühzeitig erkannt und geschützt wurde. Man könnte Wochen hier zubringen und die unterschiedlichen Parks und Klimazonen besuchen, entsprechendes Budget vorausgesetzt. Natürlich gibt es auf so reicher Erde auch Landwirtschaft, und nicht nur Kaffeeanbau, sondern Bananen, Früchte und Gemüse jeglicher Art. Alles ist grün und blüht, denn es gibt jede Menge Blumen. Wild wachsend im Straßengraben oder in den vielen gepflegten Gärten vor ordentlichen Anwesen. Die Ticos behaupten, selbst wenn man einen Besenstiel wegwirft, fängt der nach ein paar Tagen an zu blühen.

Die üppig wachsende Natur machte sich auch Gartenkünstler Evangelisto Blanco in Zarcero zunutze. In den 1960er Jahren begann er, die Büsche und Hecken auf der Plaza Central direkt vor der Kirche zu beschneiden und sie in die verschiedensten, meist dem Alltag entliehenen Formen zu bringen: Bögen, tanzende Paare, Tiere, Gesichter, Motorradfahrer, Hubschrauber und anderes. Die kleine Stadt wurde dadurch weltberühmt.

Nicht weit davon liegt Sarchí, Costa Ricas Kunsthandwerkszentrum mit einer hübsch verzierten Kirche. Direkt davor steht seit ein paar Jahren der größte Ochsenkarren der Welt, verzeichnet im Guinessbuch der Rekorde seit 2002. Wie seine kleineren Vorbilder ist er lackiert, verziert und bunt bemalt. Die Tradition, Ochsenkarren künstlerisch zu gestalten, begann Anfang des 20 Jh., als zunächst die Räder, bald das ganze Fuhrwerk bemalt wurde und schließlich Wettbewerbe um das schönste Vehikel entstanden. Heute gibt es Ochsenkarren in allen erdenklichen Größen als Souvenir zu kaufen. 2005 nahm die UNESCO den Ochsenkarren in ihre Liste des „immateriellen Welterbes“ auf.

Dafür materialisiert sich so langsam der Vulkan Poás vor uns, jedenfalls fahren wir aus dem Tal eine nicht enden wollende Steigung hoch, die geradewegs in den Himmel zu führen scheint. Im Nationalpark Volcán Poás darf man nicht campen, doch der Eingang schließt sowieso früh am Nachmittag. Einen Campingplatz finden wir nicht, und die meisten Unterkünfte haben begrenzte Einfahrtshöhe. Das oberste Restaurant, das sich Tipico de Montaña nennt, nur ein paar Kilometer unterhalb der Parkeinfahrt, hat einen zugänglichen Parkplatz. Der nette Besitzer lässt uns kostenlos hier campen, wir entschließen uns trotzdem zu einem Abendessen, was den Mann glücklich macht, so scheint es.

Das typisch costaricanische Gericht heißt Casado und ist eine gemischte Platte aus Reis, schwarzen Bohnen, die in diesem Land im Ganzen statt püriert serviert werden, einer Salatbeilage und etwas Stärkehaltigem wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln in irgendeiner Form, evtl. Rote Beete oder wie heute Abend gebackene Bananen. Dazu wählt man Fleisch aus verschiedenen Angeboten wie gegrilltes oder geschnetzeltes Hähnchen, Fisch, Schweinekotelett, Rindersteak oder -gulasch. Casado bietet meist das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Von unserem Adlerhorst aus haben wir einen grandiosen Blick auf die beleuchteten Städte in weiter Umgebung bis zur Hauptstadt San José und dem nächsten Vulkan Irazú. Schwitzten wir gestern Nacht noch ohne Decke, müssen wir uns nur 200 km weiter in gut 2200 m Höhe bei 13° C einkuscheln.

Rio Celeste, Costa Rica – Lenorblau im Dschungel

Dienstag, September 13th, 2011

Dschungelflüsse haben schlammig-braun zu sein, undurchsichtige und gefährliche Heimat von Krokodilen, parasitären Einzellern und andern obskuren Wesen. Daher erscheint der Rio Celeste völlig abstrus und unangebracht farbig mitten im Regenwald. Die Farbe des Flusses ist ein nur ganz leicht milchiges Lenorblau, als ob sich ein Babybadehandtuch zum Schwimmen aufgemacht hätte. So eine Flussfarbe haben wir noch nie gesehen, das ist so besonders, dass es völlig unverständlich erscheint, dass wir den Privatpark in keinem Reiseführer und in keiner Karte gefunden haben – es war ein Tipp von Bäcker-Thomas.

Ein knapp vier Kilometer langer Dschungelpfad (den man wieder zurücklaufen muss) führt im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein und Schlamm dazu zu den interessanten Stellen: ein Wasserfall, der sich in einen ebenfalls blauen Badepool stürzt; ein natürliches heißes Thermalbecken am Rande des Flusses, wo man sich anschließend im erfrischenden Wasser gleich wieder abkühlen kann; ein kleiner See, der so was von quietschtürkis ist, dass es nahezu unwirklich scheint und wo wegen der hohen Mineralienkonzentration vom Baden abgeraten wird; und schließlich die so genannten Teñideros, wo der Fluss wie mit einem Lineal gezogen die Farbe wechselt. Das Wasser ist zunächst klar und fließt über bräunliche Steine, wo es so viele Mineralien aufnehmen muss, dass es plötzlich dieses Weichspülerazur annimmt.

Für die Wanderung sollte man sich mindestens vier Stunden Zeit nehmen, besser mehr, damit man ein ausgedehntes Dschungelbad genießen kann. Der sumpfige Pfad erfordert feste Wanderschuhe (zu manchen Zeiten vielleicht Gummistiefel), die mindestens knöchelhoch sein sollten, alleine schon wegen der Giftschlangen, die hin und wieder geschäftig den Weg kreuzen Desserttellergroße blaue und violette Schmetterlinge fressen an heruntergefallenen, gärenden Früchten, sind aber zu scheu, sich fotografieren zu lassen, Winzige Kolibris schwirren mit 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde von Blüte zu Blüte. Sie sind, womit wir wieder beim Thema Vögel wären, bei weitem nicht so niedlich wie in unserer Vorstellung. Sie sind ausgesprochen territorial, extrem aggressiv und vertreiben kämpfend jeden Eindringling. Selbst bei ausreichendem Nahrungsangebot lassen sie Konkurrenten eher verhungern als sie zu dulden. Übrigens fressen Kolibris – um mit einem weiteren Gerücht aufzuräumen – nicht nur Nektar, sondern Insekten. Sie brauchen proteinhaltige Nahrung für ihre Energie zehrende Bewegungsweise.

Der Privatpark Rio Celeste kann ausschließlich über Hotels und Lodges und deren Wanderwege erreicht werden. Das Hotel Catarata Rio Celeste bietet eine öffentlichen Zugang mit großem Parkplatz, Informationen, auf Wunsch Führer, für die üblichen 10 US$ Eintritt. Er ist von der Straße bei Katira nördlich von Guatuso aus über eine 12 km lange steinige Piste zu erreichen, von wo man von 120 m üNN auf angenehme 650 m klettert. Gestern Abend noch sind wir hier hochgekommen, am Ende kurz nach sechs bei tiefster Dunkelheit, ohne genau zu wissen, wo wir hinmüssen. Wir fanden den Parkeingang offen und trafen sogar noch den Verwalter Don Pedro an, der uns problem- und kostenlos zwei Nächte hier campen ließ: N 10°42’11.5’’ W 84°58’39.0’’.

Caño Negro, Costa Rica – Von Affen, Faultieren und Kaimanen

Montag, September 12th, 2011

Das Naturschutzgebiet Caño Negro kann man nur mit einem Boot befahren. Also spielen wir heute Tourist, buchten einen Ausflug, lassen uns erst mit einem Minibus und anschließend mit einem Boot herumkutschieren, und das Ganze mit fachkundiger Reiseleitung. Der Fluss Rio Frio durchzieht das Schutzgebiet und ist zu beiden Seiten von dichtem Dschungel umgeben. Die Flussufer sind ein ideales Habitat für Vögel wie verschiedene Reiher, Kormorane und Anhingas, die wir auch als Schlangehalsvögel bezeichnen. Beim Schwimmen halten sie ihren gesamten Körper unter Wasser, nur der lange gebogene Hals und Kopf schauen schlangenartig heraus.

Fledermäuse wie Reptilien sind zahlreich: Bis zu drei Meter lange Kaimane sonnen sich auf Baumstämmen, aus dem Wasser lugen die runden Panzer Süßwasserschildkröten; Basilisken, eine Leguanart, die dank Luftpolstern unter den Füßen auf den Hinterbeinen wie Jesus übers Wasser laufen kann, wartet auf kleinen Ästen im Wasser, dass aus den Baumkronen Früchte herabfallen. Wenn es Basilisken für sicherer halten, können sie auch untertauchen statt übers Wasser zu rennen. Die grünen Leguane am Uferrand sind schon zu groß, um noch viele natürliche Feinde zu haben. Nur die tatsächlich grünen Jungtiere laufen davon und scheuen auch vor Flucht ins Wasser nicht zurück. Ältere Tiere sind braun bis schwarz, dominante oder paarungsbereite Männchen auch orange.

In den Baumkronen tummeln sich Kletterkünstler in unterschiedlicher Dynamik. Am aktivsten sind Obst fressende Klammeraffen, die als einzige Affenart nur vier Finger haben. Ihre Arme sind besonders lang und ihr Schwanz als kräftiges Greifinstrument ausgeprägt. Obwohl sie hervorragende Springer sind, können wir doch oft Feiglinge beobachten, die am Ende eines Astes umkehren und lieber am Baumstamm zum einem Ast hinunterklettern, wo der Übergang zum nächsten Baum einfacher ist.

Etwas langsamer bewegen sich Brüllaffen, da sie von energieärmerer Blattkost leben. Im Gegensatz zu den meisten Tierarten, deren Alphamännchen das älteste und kräftigste Tier ist, übernimmt bei den Brüllaffen das jüngste und stärkste ausgewachsene Männchen die Alpharolle. Wie bei Präsidentschaftswahlen wird das Tier nach vier Jahren ausgewechselt. Das Alphaweibchen wechselt sogar jedes Jahr. Kein Mensch kann sich erklären, woher die Affen wissen, wann die Regierungsperiode rum ist. Vielleicht schauen sie einfach in den Kalender.

Die langsamsten oder eher sich gar nicht bewegenden Baumbewohner sind Faultiere und damit auch schwer zu entdecken. Das Zeitlupentempo der wenig geselligen Blattfresser dient der Energieeinsparung, somit benötigen sie weniger Nahrung. Eine gute Tarnung ist es natürlich auch. Eine Tarantel ist ins Wasser gefallen und versucht, sich über den Fluss laufend zu retten.

Der Ausflug nach Caño Negro kostete 55 US$ pP inkl. Transport, Eintritt, Snack, Mittagessen. Getränke und fachkundiger Führung. Im Bereich Fortuna ist das ein Einheitspreis, wir jedenfalls waren sehr zufrieden mit dem Veranstalter Canoa Aventura und nur zu viert, da Nebensaison. Man könnte auf eigene Faust nach Los Chiles fahren und dort versuchen, ein Boot zu mieten. Man fährt dann zwar auch auf dem Rio Frio, den Nationalpark erreicht man jedoch nicht. Die Kraftstoffkosten zusammen mit der Wahrscheinlichkeit, das Boot mangels anderer Interessenten alleine bezahlen zu müssen, würden eine Individualanreise teurer kommen lassen.

Vulkan Arenal, Costa Rica – Reiseinformationen Arenal

Sonntag, September 11th, 2011

Am derzeit nur sanft rauchenden Vulkan Arenal gibt es diverse Campingmöglichkeiten. An der Touristenpolizeistation (N 10°28’42,0’’ W 84°44’20.0’’) biegt man nach Süden ab, der Beschilderung zum Vulkan folgend. In der Nähe des Nationalparkeingangs gibt es einen kostenpflichtigen Campingplatz (N 10°27’42.6’’ W 84°44’23.8’’). Nur wenig weiter, hinter der kleinen Brücke links, gibt es einen kleinen Parkplatz, wo man über Nacht stehen kann. Unbewacht zwar, aber die Sicherheit soll o.k. sein, der Blick zum Vulkan ist sehr gut (N 10°26’17.8’’ W 84°43’46.3’’). Folgt man der Schotterstraße weiter in Richtung El Castillo, gibt es auch hier am See einen kostenlosen Stellplatz mit schöner Vulkansicht (N 10°25’50.3’’ W 84° 45’33.6’’). Nicht so schön wie in Nuevo Arenal, unbewacht und im unteren Bereich evtl. sumpfig, aber er wird als sicher angegeben.

Rund um den Vulkan ist die touristische Infrastruktur überperfekt und mangels Vulkantouristen auch ein wenig überflüssig. Angefangen von Canopytouren, Bungeejumping über eine Seilbahn bis hin zu begehbaren Hängebrücken in den Kronen der Regenwaldbäume und Thermalanlangen mit bis zu 30 Becken gibt es so ziemlich alle Möglichkeiten sein Geld schnell und effektiv zu vernichten. Wer’s ruhiger möchte und mal was anderes, könnte sich die fast autark selbstversorgende Öko-Ranch Margot ansehen, die äußerst öko, sauber, und in angemessenem Rahmen edel wirkt. Ob die Besichtigung eines – wenn auch besonderen – Bauernhofs außer für amerikanische Großstadtbewohner 20 US$ pP wert sind, können wir nicht beurteilen, wir haben es nicht ausprobiert. Evtl. könnte man auf Nachfrage am Parkplatz campen, man muss individuell anfragen, Preis Verhandlungssache (N 10°24’50.1’’ W 84°45’57.8’’).

Zurück an der Hauptstraße and der Polizeistation in Richtung Fortuna folgt nach 3 km die Touristeninformation Ever Green. Hier buchen wir unseren morgigen Ausflug, unser Wagen wird während der Exkursion bewacht hier stehen bleiben und auf dem Parkplatz dürfen wir heute Nacht sogar kostenlos campen. Sicher soll es sein, wenn auch nur bewacht von einem Hund im Waldi-Format. Bellen kann er trotzdem (N 10°29’33.6’’ W 84°42’57.4’’).

Nuevo Arenal, Costa Rica – Die Schweiz Lateinamerikas

Samstag, September 10th, 2011

Eine deutsche Bäckerei mit Mittagstisch zieht uns magisch an. Wir hatten sie schon gestern Abend im Vorbeifahren and der Durchgangsstraße entdeckt – unübersehbar bereits kilometerweit vorher mit vielen Schildern angekündigt. Im Angebot bei Tom’s Pan sind Leberkäse, Weiß- und Bratwürste, Gulasch, Wurstplatte, Weizenbier, kostenloses WiFi und einiges mehr. Es gibt Brot, Delikatessen und Souvenirs zu kaufen. Über Preise, Größe der Portionen, Qualität und Frische der Speisen kann sich jeder selbst ein Urteil bilden. Dann entdeckt uns Tom, Bäcker und Konditor aus Deutschland, der schon viele Reisende hat vorbeiziehen sehen und lädt und gleich zu sich nach Hause ein. Hier gibt es noch mehr Bier und wertvolle Informationen, was wir uns ansehen sollten und was wir uns vielleicht sparen können.

Der Vulkan Arenal, dessentwegen wir hierher kamen, auf der Liste der aktivsten Vulkane der Erde an vierter Stelle, spuckt nicht mehr. Und das schon seit rund neun Monaten. Er war berühmt dafür, permanent im Abstand von wenigen Minuten glühende Lava auszuspucken. Die teure Nachtwanderung können wir uns jedenfalls sparen, denn bei Dunkelheit war das Schauspiel besonders beeindruckend, nur übertroffen von dem erdbebenartigen Zittern, das jedem Ausbruch voranging, und dem laut fauchenden Speien, das ihn begleitete. Vor Jahren durften wir dieses imposante Ereignis erleben, aber das war leider vor Einführung der Digitalfotografie.

Für die Nacht kehren wir an den See zurück, da wir unter Tom’s Eingangstor nicht durchpassen. Sollte man in Costa Rica ein freies Fleckchen finden, kann man vermutlich ohne Bedenken campen. Obwohl auch Costa Rica mittlerweile so etwas wie Kriminalität kennt, ist die Sicherheitslage dennoch überdurchschnittlich gut im Vergleich zum restlichen Mittelamerika, nur Autoaufbrüche sind nicht selten. Auch sonst vermittelt Costa Rica ein zunächst positives Bild: Das drittkleinste Land der Kontinentalbrücke (etwa so groß wie Niedersachsen) – nach El Salvador und Belize – hat 4,4 Mio. Einwohner, die eine sensationell niedrige Analphabetenrate und die höchste Lebenserwartung der Gegend vorweisen, das höchste Pro-Kopf-Einkommen erwirtschaften, vornehmlich mit Tourismus, und die weit weniger Naturkatastrophen hinnehmen müssen als ihre Nachbarn.

Costa Rica, die „reiche Küste“, schaffte seine Armee bereits 1949 ab, als es sich eine demokratische Verfassung gab. Seine liberale, sozial Gesetzgebung, seine vielfältigen Naturschönheiten wie seine erklärte Neutralität trugen dem Land den Titel „Schweiz Lateinamerikas“ ein. Was die Ticos, wie die Bewohner sich selbst nennen, mit Stolz erfüllt, erweckt in mir Zwiespalt. Die Wirtschaftskrise schüttelt Costa Rica stärker als seine Nachbarländer – wer soll das alles noch finanzieren? Der Versuch, es den schweizerischen Vorbildern nachzutun, geht auf Kosten touristenfreundlicher Preise. In Costa Rica ist alles teuer bis unverschämt teuer, was bei Bezahlung in Colón (CRC) kaum auffällt, da man bei Beträgen mit vielen Nullen schnell den Überblick verliert: Für einen Euro erhält man etwa 700 CRC.

Nuevo Arenal, Costa Rica – Pures Leben

Freitag, September 9th, 2011

Die Ausreise aus Nicaragua am Grenzübergang Peña Blanca ist etwas aufwändiger als aus den bisher bereisten Ländern, aber in einer halben Stunde geschafft. Zunächst müssen wir am ersten Kassenhäuschen 1 US$ pro Person Sonderabgabe bezahlen (was auch immer das ist, es gibt eine Quittung), ein Stück weiter bei der Migracion weitere 2 US$ pP für den Ausreisestempel. Hinter dem Gebäude, wo wir parken, läuft der Mann von der Aduana herum und prüft, ob das ausgeführte Fahrzeug dem Importpapier entspricht. Das muss anschließend von der Polizei bestätigt werden. Die Beamten laufen so durch die Gegend, man muss warten, bis einer vorbeikommt.

Einer dieser Grenzhelfer hat was mit den Ohren. Er versteht ein freundliches „nein, danke“ nicht. Er versteht zehn freundliche „nein, danke“ nicht. Ich muss den Ton verschärfen, woraufhin er zwar beleidigt ist, aber abzieht. Als Geldwechsler wählten wir uns einen sehr lieben, älteren Herrn, der nicht nur einen hervorragenden Umtauschkurs nicaraguanischer Colón zu costaricanischer Colón bietet, sondern anschließend stets in unserer Nähe bleibt und uns den nächsten Schritt zuflüstert – ganz kostenlos – was die Sache natürlich vereinfacht. Beim Verlassen des Nica-Territoriums werden die Pässe noch einmal überprüft und das Fzg-Importpapier einbehalten.

Das so zivilisierte Costa Rica hat bisher den am schlechtesten organisierten Grenzübergang mit völlig fehlender Beschilderung und nicht unmittelbar ausgesuchter Freundlichkeit. Wir nehmen trotzdem keinen Grenzhelfer (dieser hat keinen Gehörschaden) und schaffen das Procedere mit viel Gerenne in eineinhalb Stunden. Wir fahren durch eine Desinfektionsschleuse (5 US$) und verpassen dadurch das Versicherungsbüro, das wir mangels Beschriftung sowieso nicht erkannt hätten. Der Zöllner in seinem kleinen Häuschen, der ständig verschwindet, weil er das Gepäck der Busreisenden alleine kontrollieren muss, schickt uns zu Fuß zurück. Das stiftet etwas Verwirrung, da er mal wieder rechts und links verwechselt (eine mittelamerikanische Krankheit). Neben dem Büro der netten Versicherungsfrau (14 US$ für drei Monate) kann man die vom Zöllner geforderten Kopien erstellen. Kaum zurück, schickt uns der Mann zur Migracion wegen des Einreisestempels und anschließend zurück zum Kopierer, da er auch von dem Stempel (angeblich nur Fahrzeuginhaber) eine Ablichtung braucht. Diesmal packen wir unseren eigenen Kopierer aus, das geht schneller.

Dann füllt man ein Formular aus, wobei in Costa Rica sämtliche Fahrer eingetragen werden müssen. Es ist das erste Mal, dass ein Zöllner unsere Kabine betritt, doch nicht für lange. Ob wir einen Laptop haben? Klar. Keinen Kühlschrank? Doch, ich öffne kurz die Tür, der Inhalt interessiert nicht. Was hinter der Tür sei? Das Bad. Ach so. Sehen will er es nicht, da ist er auch schon wieder draußen. Wo sind die berüchtigten Drogeninspektionen? Das Gebäude der Aduana befindet sich etwas abseits rechter Hand. Hier stellt sich heraus, dass auch der zweite Fahrer eine Pass- und Stempelkopie beibringen muss, die Kopierstation liegt zum Glück gegenüber. Das temporäre Fahrzeugpapier wird ausgehändigt und ein handgeschmiertes Notizzettelchen. Das darf man keinesfalls wegwerfen, es wird bei der Ausfahrt eingesammelt, wo Pässe und Importbescheinigung noch einmal kontrolliert werden. Nun werden wir doch noch nett mit dem Landesmotto „Costa Rica – pura vida“, pures Leben, auf den Weg geschickt. Der komplette Vorgang war kostenlos.

Der Straßenzustand auch der Panamericana hat sich seit unserem letzten Besuch vor rund 15 Jahren erheblich gebessert. Die Attraktionen liegen jedoch abseits, sodass wir uns rasch auf ebenfalls akzeptable Nebenstraßen begeben. In Nuevo Arenal am Arenalstausee gibt es ein Freizeitgelände, das von der Stadt verwaltet wird, wo man picknicken, baden, fischen und kostenlos campen kann. Achtung: Von 18 bis 6 Uhr ist das Zufahrtstor geschlossen, dann ist das Gelände bewacht. Die Krokodilwarnschilder sind eher als Witz aufzufassen. Die Reptilien, die hier einmal ausgesetzt worden sind, sollen in dem klaren kühlen Bergwasser nicht überlebt haben. Der Blick auf See und Berge ist traumhaft, auch wenn der Arenal-Vulkan von hier aus nicht zu sehen ist (N 10°32’13.7’’ W 84°53’36.6’’).