Machachi, Ecuador – Die Quilotoa-Rundfahrt

Die Kraterwände des Quilotoa stehen frei und alleine im Rund. Mittendrin liegt die smaragdgrüne Lagune, windgeschützt Wolken und Kraterwände widerspiegelnd. Entstünde auch nur an einer stelle ein Riss, würde der See einfach auslaufen. Noch liegt er friedlich da, und wer mag kann auf eineinhalb Kilometer die 400 m Höhenunterschied zur Wasserlinie auf einem Sandweg hinuntereilen und entweder zu Fuß oder auf einem Maultier wieder hoch. Alternativ kann man den See – immer am Kraterrand entlang – in sechs Stunden umwandern. Der Eintritt beträgt je Person 2 $, schlafen könnte man am Parkplatz des Kraterrandes auch (S 00°51’59.7’’ W 78°54’58.5’’). Von Süden kommend erreicht man die Laguna de Quilotoa über Asphaltstraßen, ab hier fährt man etwa 50 km auf einer recht guten Sandpiste durch die Berge. Die Gegend ist bekannt für ihre Künstler, die naive Malerei auf Schafshaut bannen, die mittels eines speziellen Verfahrens enthaart und gereinigt wird. Drei Kilometer hinter Tigua gibt es eine Verkaufsausstellung. Auch unsere Kabine ziert schon ein solches farbenfrohes Bild.

Die Quilotoa-Rundfahrt scheint beliebt zu sein unter selbst fahrenden Globetrottern. Auf dem Weg treffen wir auf Frank aus Baden-Württemberg mit seinem BMW-Motorrad, dessen Urteil nach 14 Monaten Südamerika bereits feststeht: „Die Menschen hier sind dumm und nutzlos.“ Na dann weiterhin gute Reise. In einem winzigen Dorf sehen wir das altbekannte Auto eines englischen Pärchens auf Weltreise, das während der Overland Expo in Amado, Arizona, genau hinter uns stand. Mit einem Getriebeschaden an ihrem Landrover hängen sie schon seit zwei Wochen fest, scheinen sich aber gut in die Dorfgemeinschaft integriert zu haben. Ob Machete schwingen oder Kühe hüten – nichts ist schlimmer als die Langeweile des Wartens auf Ersatzteile. Ihnen gilt unsere Bewunderung. Nahezu ohne Spanischkenntnisse reparieren sie sich fröhlich und unbedarft einmal um die Welt.

Die gesamte Quilotoa-Rundfahrt umfasst 200 km, ein Viertel davon Sandpiste, der Rest Pflasterstein-, Asphaltstraßen und Baustellen in unterschiedlichen Zuständen, doch für die meisten Fahrzeuge absolut problemlos. Die Landschaft besteht aus hohen Bergen, tiefen Schluchten und Landwirtschaft an steilen Hängen, die unsereins nicht einmal hinauflaufen möchte. Erdbebegräben mit senkrechten Wänden durchziehen zickzackförmig die Täler, so breit und tief, dass sie problemlos einen Lkw oder ein ganzes Haus verschlucken können. Die Bevölkerung trägt ihre Trachten selbst zum Arbeiten, und nun löst sich auch das Geheimnis der Schuhe und Strümpfe: Die tirolerbehüteten Frauen tragen weiße Kniestrümpfe, wenn Seidenstrumpfhosen nicht angesagt sind. Ihre Pumps allerdings ziehen sie nur selten aus, außer vielleicht zum Melken oder zum Feldbau. Einzig akzeptable Alternative sind dann Gummistiefel.

Am Ende zurück auf der Pan Am wenden wir uns zurück nach Norden in den Ort Machachi. Der Papagayo Bauernhof wird unsere nächtliche Unterkunft (S 00°33’38.5’’ W 78°35’41.6’’, Zufahrt 1,5 km südlich der Machachi Mautstation Richtung EcoRoses): Zwar verlangt man hier unnachgiebig 5 US$ pro Person fürs Campen, dafür gibt es Toiletten, heiße Duschen und schnelles Internet. Der israelische Besitzer ist sehr nett, hilfsbereit und spricht deutsch. Das Papagayo scheint sein Geld mit Cotopaxi-Bergsteigern zu verdienen und diese Touren auch zu organisieren. Auch wenn nicht alle Kraxler glücklich zurückkehren. Erschöpft sind sie alle, aber nicht jeder hat den Gipfel gemeistert. Mangelnde Höhenanpassung, ungenügender Trainingszustand oder einfach Pech mit der Höhenkrankheit sind die Hauptursachen. „Es ist halt schon steil“, trauert ein unglückliches deutsches Mädel, „da läuft man nicht eben mal so hoch wie auf unsere Alpengipfel“.

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