Arica, Chile – Keine Gurken für Chile

Fünf Minuten. Länger dauert es nicht, bis der Ausreisestempel und das Fahrzeugzollpapier abgestempelt sind. Ein peruanischer Beamter begleitet uns, damit wir uns zurechtfinden. Auch auf der chilenischen Seite überschlagen sie sich vor Freundlichkeit, fast wirkt es, als stehen sie in Konkurrenzkampf. Bei den Chilenen dauert es nur so lange, da wir an jeder Station ein Formular ausfüllen müssen: zunächst bei der Passbehörde, dann beim Hygieneamt. Nach Chile darf nichts auch nur ansatzweise Frisches oder Lebendes eingeführt werden. Die gemeine Fruchtfliege ist das Corpus Delicti, die Reblaus und ein paar andere Schädlinge und Krankheiten, die Chile nicht hat und vor allem nicht haben möchte. Das Ganze grenzt an Paranoia, andererseits ist es verständlich. Listen mit den erlaubten Lebensmitteln sowie eine Karte der Kontrollstellen innerhalb des Landes gibt es unter www.sag.cl (nur Spanisch, ich kann die Formulare auf E-Mailanfrage auch weiterleiten). Die Strafen für Schmuggel sind drastisch und betragen mindestens 150 bis 10.000 Euro.

Da man als Camper eigentlich immer etwas Verbotenes dabei hat, kreuzt man in jedem Fall „ja“ bei der entsprechenden Formularfrage an. Zwei Beamte kommen mit in die Kabine. Meine Gurke, die Limonen und die halbe Zwiebel biete ich freiwillig an, ja wir kauften sogar extra ein wenig mehr, damit wir etwas Billiges zum Abgeben haben und keinen Verdacht erwecken. Der Beamte braucht schließlich Erfolgserlebnisse. Der kleine Käserest und zwei Scheibchen Wurst müssen auch dran glauben, nur originalverschweißte Ware darf ins Land. Der Kühlschrank wird geöffnet: „Oh, Eier sind auch nicht erlaubt!“ Weiß ich doch, „die sind gekocht“. Die Eier dürfen im Fach bleiben, meine Behauptung wird nicht geprüft, genauso wenig wie der Rest des Kühlschranks, nicht einmal das Gefrierfach. Lediglich die Backofen- und die Badtür werden aufgemacht, doch sonst nicht ein einziger Schrank auf der Suche nach verbotenen Lebensmitteln. Andererseits, womit wir wieder beim Thema wären: Können diese Augen lügen?

Auch das letzte Zollformular wird korrekt, geordnet und höflich lächelnd abgearbeitet, freundlich werden wir darauf hingewiesen, dass wir samt Fahrzeug drei Monate in Chile bleiben dürfen, die Aufenthaltsdauer aber an jeder beliebigen Aduana-Station verlängern lassen können. Die beiden Grenzübergänge kosten uns weniger als eine Stunde, keinen Cent und keine einzige Kopie. Chile befindet sich in einer anderen Zeitzone, außerdem hat es (noch) Sommerzeit, sodass wir unsere Uhren zwei Stunden vorstellen müssen.

In der Grenzstadt Arica kaufen wir an der ersten COPEC-Tankstelle das sehr nützliche Set Chiletur COPEC 2012, bestehend aus drei Reiseführern für Nord-/Mittel-/Südchile, einem Camping- und Nationalparkführer sowie einem Heft mit Landkarten und Stadtplänen. Die Bücher sind auf Spanisch, mit sehr guten Detailkarten und alle auch einzeln zu erhalten. Kostenpunkt fürs Set: 13.990 chilenische Peso, wobei 1.000 CLP etwa 1,60 € entsprechen.

Der nächste Gang führt uns in einen Handyladen, wo ich eine entel SIM-Karte (7.000 CLP inkl. 10.000 CLP Gesprächsguthaben) sowie einen entel Internetstick (24.000 CLP inkl. 10.000 CLP Guthaben) erstehe. Die Aktivierung des Modems, so wird sich später herausstellen, ist etwas kompliziert, da man dazu das braucht, was man in den USA Sozialversicherungsnummer, in Peru DNI und in Chile RUT nennt. Doch die Dame vom technischen Callcenter ist hilfreich und gibt ihre eigene Nummer heraus. Als Adresse nehme ich die nächste, die das Navigationssystem anzeigt, und schon sind wir online. Für die 10.000 Peso können wir eine Woche unbegrenzt surfen, ein Monat ohne Datenlimit schlägt mit 35.000 Peso zu Buche.

Viel gibt es in Arica nicht zu sehen. Sowohl die Aduana, das ehemalige Zollgebäude, wie auch die Kirche San Marcos von 1875 (S 18°28’43.5’’ W 70°19’21.4’’) sind Eisenkonstruktionen des französischen Stararchitekten Gustave Eiffel, der 1889 den Eiffelturm schuf. Die Stadt hat einige Strände in der Nahzone nördlich und südlich aufzuweisen, an denen man campen kann. Sicherheitsprobleme gibt es in Chile kaum. Im Stadtbereich ist uns zu viel los, wir entscheiden uns für die Playa Corazones im äußersten Süden, wo es am Ende der Straße einen asphaltierten Parkplatz gibt (S 18°32’53.8’’ W 70°19’50.8’’). Leider schließen Gründonnerstagnacht die Diskotheken morgens um fünf, und die Jungs und Mädels müssen irgendwohin, bevorzugt an diesen Strand, aber das konnten wir nicht wissen.

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